Bin ich ein Freak-Magnet?
Sollte der Freak-Magnetismus meines Nebenjobs sich etwa langsam auch auf meine Person übertragen?
Neulich ging ich nachts meiner Wege, ich war außerhalb der Stadt durch ein Vorort unterwegs, und wollte nach einem stressigen Tag nach Hause. Da höre ich von hinten ein Auto heranfahren, das jedoch auf meiner Höhe langsamer wird und auch anhält. Ich schaue instinktiv zur Seite und was mir als erstes auffällt ist, dass der Fahrer - ein bärtiger Mann Ende Dreißig - ohne Licht unterwegs ist.
Die Scheibe ist heruntergekurbelt und aus dem Inneren des Wagens ist leise Musik zu hören. Irgendwas rockiges. Als der Augenkontakt hergestellt wurde, spricht mich der Mann mit einem "Hallo" an. Ich, längst stehengeblieben, grüße zurück und frage: "Was gibt's? Kann ich irgendwie behilflich sein?" Seine Antwort jedoch sollte mich leicht verwirren: "Deine Lakaien", sagte er nur in einem ruhigen Ton. Wie bitte? Vielleicht brachte mich ja der gute Mann, der nicht ganz der hellste zu sein schien, aufgrund meiner durchaus schwarzen Gewandung mit der Gothic-Musikgruppe "Deine Lakaien" in Verbindung. So hatte ich lediglich ein gelangweiltes "Aha" für ihn übrig und nahm meinen Weg wieder auf. Jedoch nicht ohne ihn noch auf sein Licht aufmerksam zu machen. Er dagegen ignorierte den freundlichen Hinweis und rief mir stattdessen hinterher: "Deine Lakaien sind auch meine Lakaien, weißt du?" Kopfschüttelnd ignorierte ich das Geschwafel und konzentrierte mich nur darauf diesen Spinner schnell hinter mir zu lassen. Ich hatte keine Lust auf nächtliche Begegnungen der dümmlichen Art.
Er schien sich aber vorgenommen zu haben mir an diesem Abend gehörig auf die Nerven zu gehen. Er fuhr mir nämlich im Schrittempo hinterher um mich erneut - weiterhin in einem ruhigen, fast unheimlichen Ton - anzusprechen: "Hey, mein schwarzer Freund, wo bist du geboren?" Jetzt reichte es. Ohne stehenzubleiben drehte ich den Kopf zur Seite und erwiderte etwas barsch: "Weißte was, ich hab keine Zeit für so'n Mist". Daraufhin hörte ich nur noch den Motor aufheulen und sah wie er reifenquietschend davonraste. Endlich.
Doch das sollte es noch nicht gewesen sein. Wäre ja auch zu einfach. Nach nicht mal einer Minute sah ich von vorne ein Auto die Straße entlang fahren. Es war derselbe Typ, diesmal mit eingeschaltetem Licht. Na immerhin, dachte ich. Er jedoch brachte erneut neben mir sein Auto zum stehen und setzte an etwas zu sagen, wäre ich ihm nicht - leicht gereizt - ins Wort gefallen:
"Was denn?! Kann ich dir irgendwie helfen, Mann? Bist du besoffen?!" Er aber schaute mich grinsend an und fragte: "Du bist schwul, oder?" Na toll, laufen mir die Freaks jetzt auch noch außerhalb meiner Arbeit nach? "Ne, ganz sicher nicht" erwiderte ich und in dem Moment, als ich meine Schritte beschleunigen wollte, sagte er mit einem geifernden Unterton: "Doooch, du weißt es nur noch nicht."
Das war etwas unheimlich, musste ich mir eingestehen. Und im selben Augenblick lockerte und streckte ich instinktiv meine Schultern sowie Hand- und Fingergelenke. Ich kam jedoch nicht mehr dazu mir noch zu wünschen meine geliebte Eisenstange bei mir zu haben, denn da fuhr der Freak auch schon wieder mit quieteschenden Reifen davon. Trotzdem blieb ich leicht angespannt, immerhin kam er ja schon mal zurück.
Tat er diesmal aber nicht mehr. Was für ein Glück. Für ihn.