Die Mülleimer-Bande von Trier
Es war an einem sonnigen Tag, Anfang des Jahres 2008: Die Landtagswahlen in Hessen hatten vor kurzem durch Politiker, die besser als Schweinchen-Double Karierre gemacht hätten, einen künstlichen ausländerfeindlichen Anstrich bekommen; das Rauchverbot rückte immer näher und im Fernsehen floppte gerade die 873. Staffel von "Big Brother".
Sonst schien alles ganz normal: Rentner fuhren gewohnt schlecht Auto, Jugendliche eiferten weiterhin asozialen Vorbildern nach und verdummten, die NPD war immer noch eine bekackte Pseudo-Partei und immer noch nicht verboten worden, die BILD-Zeitung verbreitete nachwievor Lügen und die Polkappen schmolzen unaufhaltsam vor sich hin.
Dennoch tanzte an einem dieser Tage etwas aus der Reihe: Nicht nur, dass besagter Tag außerordentlich sonnig war, nein, ein übernatürlich gutaussehender junger Mann - ich - aß mitten in der Stadt ein Brötchen auf und wollte die Verpackung desselbigen wegschmeißen.
Klingt unspektakulär? Abwarten.
Dieser intelligente humorvolle junge Mann also - immer noch ich - wollte, konnte aber seinen Müll nicht loswerden. Und warum? Weil an der Stelle, an der ein Mülleimer stehen sollte, sich keiner befand. Er war - eindeutig ersichtlich - gewaltsam aus seiner Verankerung im Boden entfernt worden.
Wer zum Teufel macht denn sowas?! Nun ja, Silvester war nicht lange her und da passieren solche "Unfälle" manchmal, aber diese Erklärung hielt nicht lange Stand, denn nur eine Straße weiter konnte man dasselbe Trauerspiel sogar mehrmals bestaunen.
Was ging hier vor?
Die schreckliche Wahrheit: In Trier treibt anscheinend eine Mülleimer-Bande ihr Unwesen, die mutwillig die Mülleimer der Stadt stiehlt. Da fragt man sich doch warum!
Ich habe lange darüber nachgedacht und die Theorie aufgestellt, dass dieser Mülleimerraub eine Protestaktion darstellt um auf die gleichzetige Verrohung und Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. Man möchte uns, die normalen Durchschnittsbürger, aus dem niederen Alltagstrott der gefühllosen Müllentsorgung wachrütteln, indem wir durch die fehlenden Mülleimer vor die Wahl gestellt werden, ob wir unseren Müll gewissenlos auf die Straße schmeißen oder uns bei der Suche nach anderen Mülleimern auf eine Reise zum inneren Ich begeben und uns einer Konfrontation mit dem eigenen Pflichtbewusstsein stellen.
Manch andere behaupten dagegen, diese Leute seien einfach nur ein paar hirnlose Idioten, die mit ihrer Freizeit nichts besseres anzufangen wissen und denen man am besten täglich eins mit dem Rohrstock überbraten müsste.
Ich gebe zu, diese Möglichkeit klingt mindestens genauso plausibel wie meine Theorie...